What is it about?

Der Vortag hat zum Zweck, Hegels Auseinandersetzung mit der Physiognomik, Schädellehre und Chiromantie zu analysieren. Sie sind ein vermeintliches Wissen. So Hegel. Er nennt die Physiognomik, die Schädellehre und die Chiromantie schlechte Künste und heillose Studien. Hegel betrachtet ihre Gegenstände als entäußerte und aufgehobene Dingheit des Selbstbewusstseins. Das systematische philosophische Nachdenken über diese Dingheit ist eine Stufe der Phänomenologie des Geistes und auch eine Stufe des Aufbaus der philosophischen Anthropologie. Die Quintessenz von Lavaters Physiognomik ist seine Knochenlehre bzw. die Rolle des Knochenbaus bei der Charakter- und Geistesbildung. „Das Knochensystem ist immer Fundament der Physiognomik […], immer Charakter des Festern, Dauerhaftern im Menschen“. Ohne Lavaters Name zu erwähnen, kritisiert Hegel sehr bissig dessen Physiognomiklehre. Laut Hegel ist die Individualität des Menschen – das ist der Fokus der Physiognomik – nicht gleich der Persönlichkeit, der Moralität und des Geistes des Menschen. Bei Lavater ist es umgekehrt. Zweitens, das Sein der Individualität des Menschen ist für Hegel kein starres Gebilde, welches an dessen Äußerlichkeit festzustellen ist, sodass diese Äußerlichkeit einfach die Endung des Inneren des Menschen darstellt. Drittens, es ist wahr, dass die Menschen verschieden sind, dass sie verschiedene Charaktere haben (so Lavater). Sie haben aber auch gemeinsame und typologische Wesenszüge. Die Letzteren sind für Hegel grundlegend. Für Lavater sind sie ohne entscheidende Bedeutung. Er achtet nicht die begriffliche Bestimmung. Viertens, die Individualität des Menschen steckt nicht nur im Verhältnis von dessen Äußerem und Innerem, sondern vorwiegend in dessen freiem Tun.

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Why is it important?

Die Anthropologie Hegels ist ein begriffliches Element seiner logisierten rationalen Metaphysik und ein disziplinarisches Element des Systems seiner Philosophie. Das ist die einzige relevante konzeptuelle Position der konsequenten Betrachtung der Anthropologie Hegels. Das Prinzipieren dieser Position ist Conditio sine qua non der korrekten philosophiegeschichtlichen Interpretation seiner Anthropologie. Alle anderen Sichtpunkte sind nicht sachgemäß oder bringen eine einseitige Sicht, d.h., sie führen zu einem begrenzten Verstehen, das mit den philosophischen Geboten Hegels definitiv auseinandergeht. So kann z.B. die analytische Überlegung die dynamische und dialektische Plastik der Philosophie Hegels nicht begreifen. Noch weniger kann sich die empirische Betrachtung verschiedener einzelner Sachverhalte, Situationen und Thesen daran annähern. Sie kann nur trivial sein, weil sie als eine äußere Stellung hervortritt und so ein „Müßiggang der Meinung“. Die Dialektik Hegels, d.h. die ontologische Kreativität seines philosophischen Denkens kann man nur metaphysisch, konzeptuell, dynamisch und systematisch verstehen. Seine Anthropologie bzw. seine Ontologie des Menschen ist ein organischer Grundbestandteil des metaphysisch fundamentierten philosophischen Systems, der mit den Organen und Knochen des Menschen wenig, aber doch einiges Gemeinsames hat.

Perspectives

Hegel philosophiert das Sein der Individualität an sich und für sich selbst. Mit dieser dialektischen Formulierung ordnet er der Vernunft das unmittelbare Dasein und das ontologische Sein der Individualität unter, wobei er deren Realität als entsprechende Gewissheit und Wahrheit der Vernunft bezeichnet. Die Individualität des Menschen ist weder die Krone noch das Ganze der Anthropologie Hegels. Ihr phänomenologisch-dialektischer Aufbau hat noch viele Stufen – sittliche, moralische, politische, religiöse, geistige u. a. So kommt Hegel zum absoluten geistigen Sein des Menschen, das die eigentliche Krone seiner Anthropologie und auch der europäischen Aufklärung ist.

Prof. Valentin Kanawrow
South-West University - Blagoevgrad

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This page is a summary of: Das Sein des Geistes ist /k/ein Knochen: Hegel und Lavater, Hegel-Jahrbuch, November 2018, De Gruyter,
DOI: 10.1515/hgjb-2018-110165.
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