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Die Studentenrevolte, die westdeutsche Universitäten in den Jahren 1967–69 in Unruhe versetzte, sei ein sehr deutsches Phänomen gewesen, tief geprägt durch die „verschleppten Symptome“ einer „nationalen Krankheit“. Das ist die These des Historikers und Ex-Aktivisten Götz Aly, dessen Irritierter Blick zurück auf „1968“ von den Produkten der jüngsten Flut an Neuerscheinungen zu dem „ fast magischen Datum“ am stärksten für Furore gesorgt hat. Seine verallgemeinernde These von den „68ern“ als den ideologischen Wiedergängern der „33er“ ist mit viel Kritik bedacht worden. Obgleich er seine autobiographisch getränkten Betrachtungen mit dem Schein quellengestützter Wissenschaftlichkeit umgibt, können Assoziationsreichtum und Suggestivkraft über argumentative Defizite kaum hinwegtäuschen. Letztlich überwiegt der Eindruck, hier eine selbstanklägerische Renegatenschrift vorliegen zu haben – mehr Purgatorium als Aufklärung. Dass sich in der Gemeinschaftsideologie radikaler Studenten „die alte deutsche Angst vor den Unwägbarkeiten der Freiheit“ offenbart habe, ihre Strategie der direkten Aktion vor allem Ausfluss des „ Furor teutonicus“ gewesen sei, ist eine Karikatur der westdeutschen Studentenbewegung in bester Sonderwegstradition und übersieht das transnationale Beziehungsgeflecht, in das sie eingebunden war. Dass sich „1968“ erst in seiner globalen und transnationalen Dimension begreifen lässt, ist mittlerweile ein Gemeinplatz, der in den vergangenen Jahren durch eine wachsende Zahl wissenschaftlicher Studien unterfüttert wurde.

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This page is a summary of: Das Trauma von »1968« - Liberale Hochschullehrer in Westdeutschland und Frankreich, Totalitarianism and Democracy, April 2009, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co, KG,
DOI: 10.13109/tode.2009.6.1.101.
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